Die Gegenreformation als „Motor“ für die Bruderschaften

Utl: Die Bruderschaften als Träger religiösen Engagements

(14.12.23)

 

„Die Gegenreformation setzt in Vorarlberg schon kurz nach dem Thesenanschlag Luthers 1517 ein“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Alois Niederstätter beim Kamingespräch der Bruderschaft St. Ann/St. Arbogast am 13. Dezember in Götzis zum Thema „Reformation – Gegenreformation – Bruderschaften“. „In Vorarlberg hatte Luther von Anfang an Anhänger – beim Bildungsbürgertum, bei den Priestern, aber auch bei einfachen Bauern. Die katholischen habsburgischen Landesherren bekämpften dieses religiöse Engagement auf verschiedene Art und Weise, teilweise moderat, gegenüber den Täufern in Bregenzerwald auch durch staatliche Gewalt in Form von Hinrichtungen. Ab dem Augsburger Religionsfrieden 1555 „cuius regio – eius religio“ war der Sieg der Gegenreformation in Vorarlberg klar – viele Anhänger Luthers waren ausgewandert, wenn es noch zu reformierten Aufwallungen kam, wurden diese bekämpft – auch etwa durch das öffentliche Verbrennen lutherischer Bücher, aber auch durch Ausweisungen – so wanderten 1581 40 täuferische Wälder nach Mähren aus, wo sie ihre Religion ausüben konnten.“

Mit dem Konzil von Trient (1545-63) setzte eine starke Disziplinierung der Priester ein, sie wurden in Priesterseminaren besser ausgebildet, mussten Prüfungen ablegen, wenn sie Pfarrer werden wollten, wurden zur regelmäßigen Weiterbildung auf Dekanatsebene verpflichtet; auch die kirchliche Verwaltung wurde durch die Matrikenführung verbessert – die Pfarrer führten Ehe- und Taufbücher, nicht zuletzt, um auch einen besseren Überblick über Ehehindernisse zu bekommen.

Bruderschaften gab es schon seit dem Frühmittelalter, die Zünfte in den Städten waren als Bruderschaften organisiert, 1385 stiftete Heinrich Findelkind das Hospiz am Arlberg, die dortige Bruderschaft umfasste 2.000 Mitglieder und finanzierte das Unternehmen, 1498 gab es in Bregenz die Schützenbruderschaft. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gab es eigentlich in jeder Pfarre eine Bruderschaft – in Götzis vier: 1626 die Rosenkranz-, 1661 die St. Arbogast-, 1740 die St. Anna- und 1846 die Herz-Maria-Bruderschaft, von denen die St. Anna/St. Arbogast-Bruderschaft noch besteht. Sie waren ein Instrument zur Intensivierung von Frömmigkeitsübungen und zur Hebung von Moral und Sitte; gefördert wurden Gebete, Messen, Andachten und Prozessionen. Das Wallfahrtswesen blühte auf – etwa 30.000 Pilger besuchten z.B. jährlich Maria Bildstein; die dortige Jesus-Maria-Josef-Bruderschaft umfasste 100.000 Mitglieder; da eine Aufnahmegebühr zu entrichten war, wurden auch beträchtliche Mittel für die Armenfürsorge frei“, führte Niederstätter aus. Bei den Bruderschaften waren und sind auch Frauen vollberechtigte Mitglieder.

Photonachweis: Bruderschaft St. Anna/St. Arbogast-Türtscher, Meusburger